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Schreibatelier Frölich

Michaela Frölich - Publizistin M.A.

Lebensgeschichten schreiben: Welche Form ist richtig für mich?

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„Das müsste man mal aufschreiben …!“, ist ein Gedanke, den jeder schon einmal hatte, wenn er etwas Besonders erlebt oder eine wahre Geschichte von jemanden erzählt bekommen hat. Es gibt so viele Geschichten, die es wert sind, aufgeschrieben zu werden. Tun Sie es, solange Sie sich noch gut daran erinnern können. Lebensgeschichten schreiben – wie geht das? Welche Form ist die richtige, um über sich oder das Leben anderer zu schreiben? Die bekanntesten Formen sind die Autobiografie, die Biografie und die Familiengeschichte. Allen gemeinsam ist, dass sie über wahre Begebenheiten berichten, über etwas, was tatsächlich geschehen ist. Sie können wählen, welche Form und welcher Umfang für Sie geeignet ist.

Die Autobiografie – über das eigene Leben schreiben

Möchten Sie über wahre Begebenheiten berichten, die Sie selbst erlebt haben, ihr eigenes Leben schreibend Revue passieren lassen, dann steht an erster Stelle die Autobiografie. In einer Autobiografie schreiben Sie selbst und Sie schreiben über Ihr eigenes Leben. Da Sie über die Realität schreiben, müssen die Fakten stimmen. Das betrifft Namen, Orte, Jahreszahlen, die Entwicklung von Geschehnissen und vieles mehr. Bei einer Autobiografie denkt man meist an die Beschreibung einer gesamten Lebensgeschichte, sprich von einem Rückblick, der von Geburt bis in die Gegenwart reicht. Das muss aber nicht so sein. Sie können sich auch auf einzelne Lebensphasen begrenzen. So könnten Sie zum Beispiel nur über die Kindheit und Jugend schreiben. Vielleicht soll sich das Buch später an Ihre Enkelkinder richten, denen Sie davon erzählen möchten, wie die Zeit damals war, als es noch kein Handy gab und auch kein Fernsehen. Oder Sie haben im Beruf viel erlebt und konzentrieren sich auf die Zeit Ihrer Berufstätigkeit. Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen, wie Künstler, Politiker oder auch Sportler, erzählen meist hauptsächlich über die Begebenheiten, die zu Ihrer Bekanntheit geführt haben.

Die Biografie – über ein anderes Leben schreiben

Eine weitere sehr bekannte Form ist die Biografie. In einer Biografie schreiben Sie über das Leben eines anderen Menschen. Im privaten Rahmen möchten viele Menschen die Lebensgeschichten Ihrer Eltern oder Großeltern nachzeichnen. Bei einer klassischen Biografie wechselt man aus der eigenen Perspektive in eine etwas distanzierter Sicht, das heißt, Sie werden nicht nur Ihre eigenen Erinnerungen aufzuschreiben, sondern über Gespräche mit der betreffenden Person, weitere Inhalte aufnehmen. Das geht jedoch nur, wenn diese Menschen noch befragt werden können. Erzählungen anderer können die eigenen Erinnerungen ergänzen ebenso wie Recherchen in Dokumenten, die ihnen noch zugänglich sind. Schreiben Sie über Menschen, die bereits gegangen sind, können Sie auch überlegen, sich auf Ihre persönliche Sicht zu beschränken, sozusagen ein Erinnerungsbuch über diese Person verfassen, mit allem, was Sie heute noch bewegt, wenn Sie an diesen Menschen denken.

Die Familiengeschichte – über die Familie schreiben

Interessiert es Sie, die Geschichte Ihrer Familie zu bewahren, werden Sie umfassend recherchieren und viele Gespräche führen. Neben den Fakten und Daten aller Familienmitglieder – den Orten, den Berufen und vielem mehr – sind  überlieferte Anekdoten besonders spannend zu lesen. Gespräche und schriftliche Anfragen können ein Potpourri unterschiedlicher Stories liefern, die Ihr eigenes Wissen um ein Vielfaches bereichern. Eine Herausforderung bei einer Familiengeschichte liegt sicher darin, einen roten Faden zu finden und auch zu entscheiden, welche Geschichten hineingehören und welche nicht. Fragen, die die Form betreffen und darüber hinaus zu klären sind, ob Sie zu jedem Familienmitglied ein Kapitel verfassen oder die gesamte Familiengeschichte chronologisch aufarbeiten möchten, worin die einzelnen Lebensgeschichten miteinander verwoben dargestellt werden. Das ist eine herausfordernde, wenn auch sehr reizvolle Form, die mehr Zeit bei der Ausarbeitung beanspruchen wird als eine getrennte Darstellung einzelner Lebensverläufe. Außerdem gilt zu überlegen, wie weit in die Vergangenheit die Familiengeschichte reichen soll, wie viele Generationen Sie berücksichtigen möchten und können, und ob Sie auch die nachfolgende Generation mit einbeziehen werden. Je klarer Sie den Inhalt im Vorfeld umreißen, desto leichter wird es Ihnen fallen, die Familiengeschichte zu erarbeiten.

Die Außen- und die Innenwelt

Innerhalb der drei genannten Formen gibt es sachliche Darstellungen und Geschichten, die das äußere Erleben in den Vordergrund stellen: Wer hat wann was erlebt …? Hier wird meist auch die Zeitgeschichte beschrieben oder es werden historische Ereignisse genannt. Dann gibt es auch Lebensbeschreibungen, die dem inneren Erleben viel Raum geben, die Gefühle und die Gedanken zum Erlebten aufzeigen oder auch das Erlebte reflektieren. Dabei erhält das „Wie“ ein stärkeres Gewicht: Wie hat der Mensch etwas erlebt, was hat es mit ihm gemacht? Die Frage, die hinter allen Geschichten stehen kann, und die beide Welten, das Innere und das Äußere, miteinander verbindet, ist die Frage, welche Entwicklung durchlaufen wurde, wie jemand zu dem geworden ist, der er heute ist. Im Fall einer Familiengeschichte heißt das unter anderem, was diese prägt, welche Werte von Generation zu Generation weitergegeben werden. Das Schreiben einer Lebensgeschichte oder Familiengeschichte ist ein kleines oder größeres Abenteuer, weil Erinnerungen wach werden, in einem selbst oder bei den Erzählern, die das Bild verfeinern, das man bereits hat, oder aber das Bild verändern, Geschehnisse in einem neuen Licht zeigen.

Länge –  wie umfangreich sind Lebens- oder Familiengeschichten?

Biografien oder Autobiografien, die ich im Auftrag schreibe, umfassen meist 150 bis 300 Seiten, wenn sie das gesamte Leben umfassen. Familiengeschichten können mehr Seiten enthalten. Aber auch Bücher mit weniger als 100 Seiten sind erschienen, wenn das Buch von einzelnen Lebensphasen oder einem bestimmten Ereignis handelt. Wenn Sie selbst schreiben, können auch autobiografische Kurzgeschichten eine geeignete Form sein. Dann beschreiben Sie auf fünf bis 20 Seiten ein Erlebnis, was für Sie besonders bedeutsam ist. Mehrere autobiografische Kurz- oder Kürzestgeschichten können anschließend in einem Sammelband zusammengefasst werden. Jede Form ist die richtige, wenn sie für Sie persönlich passt.