Wenn ich heute auf die letzten zwölf Monate zurückblicke, dann erinnere ich mich an viele Momente, in denen ich glücklich war, weil ich Projekte, mit denen ich lange Zeit beschäftigt war, zu einem erfolgreichen Abschluss bringen konnte. Gleichsam spüre ich dabei noch, wie fordernd manches war, auch im Privaten. Erleichtert kann ich heute sagen, dass sich vieles zum Guten wendete oder sich auflöste, was mir Sorgen bereitete. Dass die Corona-Pandemie gerade in den ersten Monaten stark mein Gefühl von Freiheit begrenzte, führte manches Mal dazu, meine Ressourcen ganz und gar auszuschöpfen, aber auch stets zu schauen, was schon alles da ist, was wiederbelebt, was neu ergriffen werden kann. So sehe ich im Jahresrückblick 2021, dass ich alles so tief und alles so weit, wie es mir möglich war, ausfüllte.
Mit einem Lächeln erwachte ich am Morgen des 1. Januars 2021 …
Wie schön, so einen Jahresanfang zu erleben. Auch wenn sich nicht alles in diesem Jahr leicht gestalteten würde, was ich ja zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste, begann ich mit Zuversicht das neue Jahr. Ich hatte mir vorgenommen, trotz vieler Projekte, die ich gleichzeitig betreue, mich immer ganz und gar auf die gerade anstehende Aufgabe zu konzentrieren. Jeweils dem, was vor mir lag, meine ungeteilte Aufmerksamkeit und mein Herz zu schenken. Natürlich ist mir das nicht immer ganz und gar gelungen, aber viel besser, als ich es mir vorgestellt hatte. Da mein Business auf mehreren Pfeilern steht – ich schreibe, höre zu, unterrichte und berate, ich konzipiere und gestalte, bin freiberuflich unterwegs und kooperiere in Projekten – ist eine gutes Zeitmanagment wichtig. Mein Vorsatz führte mich dazu, noch bewusster zu planen, was „gleichzeitig“ bewältigt werden kann, was mehr Raum braucht, was zuerst ansteht, was nachfolgt, was losgelassen werden kann. Zudem habe ich in den letzten Jahren gelernt, in meinem Kalender auch Zeiten für Pausen und neue Impulse zu reservieren. Klar musste ich das eine oder andere Mal, eine als „frei“ markierte Zeit doch noch mit Arbeit ausfüllen, um Deadlines einzuhalten. Natürlich begleitete mich die eine oder andere Frage auch am Abend oder am Wochenende in meinen Gedanken. Aber das Vorhaben, immer ganz und gar da zu sein, wo ich gerade stehe, half mir sehr oft, loszulassen, was nicht mehr oder noch nicht dran war.
Mein Jahresrückblick 2021
7 Bücher in einem Jahr
2021 erschienen sieben Bücher, die ich geschrieben, lektoriert und gestaltet, schreibbegleitet oder herausgegeben habe.
Gleich zu Beginn des Jahres kam „Familiengeschichte schreiben für Dummies“ heraus (Verlag Wiley-VCH), mein Schreibratgeber für alle, die ihre Lebensgeschichte und / oder Familiengeschichten aufschreiben möchten. Ein Jahr hatte ich daran gearbeitet und im Februar 2021 war es soweit: Meine Belegexemplare lagen zum Anfassen vor mir und viel wichtiger, waren im Buchhandel, erhältlich. Der geplante Auslieferungszeitpunkt Mitte Januar hatte sich kurzfristig verzögert als Nachwehen des Brexits, denn die Bücher wurden über England ausgeliefert. Wiley ist ein großer, international tätiger Verlag und so sind die Produktionsbereiche auf verschiedene Ländern verteilt.
Mehr als ein Jahr schrieb ich an dem Ratgeber. In das Buch sind viele, viele Anregungen, Tipps und Hinweise zum autobiografischen Schreiben eingeflossen, die ich meinen Kursen und Seminaren hundertfach erprobt habe. Vom Wert, die eigene Lebensgeschichte aufzuschreiben und den unterschiedlichen Motiven, warum Menschen anfangen zurückzublicken und ihre Erinnerungen schriftlich festhalten, handelt der erste Teil. Teil II beinhaltet Ideen, wie Erinnerungen angeregt und Fakten recherchiert werden können. In Teil III geht es darum, den Lebensstoff zu strukturieren, Form und Stil zu finden und die Erinnerungen aufzuschreiben. Wie das Manuskript überarbeitet und fertiggestellt, gestaltet und gedruckt werden kann, wird in Teil IV beschrieben. Und Teil V, der für die „Dummies“-Reihe typische „Top-Ten-Teil“, benennt die wichtigsten Inhalte, Links und Tipps, die allen Schreibenden helfen, die sich mit ihrer Autobiografie, der Biografie eines geschätzten Menschen oder ihrer Familiengeschichte beschäftigen.
Im Oktober wurde die Dokumentation „Was hat durch Krisen getragen?“ publiziert, die ich zusammen mit Barbara Hedtmann zum Abschluss einer mehr als zehnjährigen Kooperation erstellt habe. Darin erzählen Menschen in hohem Alter, was sie in herausfordernden Zeiten stützte, was ihnen Mut und Hoffnung gab, und welche Rolle ihr Glauben dabei spielte. Aber auch andere Generationen kommen zu Wort, die Nachkriegskinder und -enkelkinder, und auch die jungen Menschen. So stiegen um 2000 Geborene in einen Generationendialog ein. Die jungen fragten, die älteren gingen ins Gespräch. Die Textsammlung regt an, hineinzulesen, dabei eigene Gedanken und Gefühle zu reflektieren und aufzuschreiben.
Besonders freute ich mich zudem, Manuskripte für meine Kunden, an denen ich ein bis zwei Jahre gearbeitet hatte, in diesem Jahr zum Abschluss zu bringen. Vier Bücher wurden im Selbstverlag gedruckt, eines als E-Book für die Familie veröffentlicht.
Gerne erinnere ich mich an die Biografie eines Chorleiters, der mich mit seinen Erzählungen über Sängerwettstreite und Chorproben einmal mehr davon überzeugte, wie wichtig es ist, im Leben einem inneren Ruf zu folgen.
Berührt hat mich die Geschichte einer Tochter, die ihrem Vater auf dem Sterbebett versprochen hatte, seine Forschungsergebnisse zu veröffentlichen.
Selbst mittlerweile im fortgeschrittenen Alter erfüllte sie dieses Versprechen und verfasste eine lebendige Familiengeschichte (Maria Koschate „Von Kerntheorien und dem Leben unserer Familie“).
Den Wunsch ihrer Töchter erfüllte eine Dame, indem sie ihr bewegtes Leben niederschrieb, in Zusammenarbeit mit mir strukturieren und überarbeiten überließ. Die zahlreichen Enkel und Urenkel, die auf zwei Kontinenten leben, können sich nun über eine lebendige und farbenfroh gestaltete Lebensgeschichte freuen.
Als Ergebnis einer Ahnenforschung wurde dieses Jahr zudem eine Familiengeschichte gerade noch rechtzeitig zu einem Familienfest fertig. Vom 15. Jahrhundert bis zur Gegenwart sind alle Ahnen und Familienangehörigen in Kurzbiografien dargestellt, bereichert durch Abbildungen historischer Dokumente und aktueller Porträt- und Gruppenfotos.
Die jüngste Publikation liegt seit November vor: Ein Erlebnisbericht einer Heilpraktikerin, die über ihre rheumatische Erkrankung berichtet und auch die Heilmittel beschreibt, die ihr geholfen haben. (Ute Claassen „Als sich meine Psyche meldete“, 7,99 EUR).
Sichtbarkeit in den Medien
„Hallo Michaela … Ich habe dich heute in der Zeitung gesehen!“, hörte ich am Telefon. Meine Patentante ist Mitte Mai am anderen Ende der Leitung und freut sich, von mir in der Abendzeitung München zu lesen. Interview von Patrizia Burgmayer, mit Foto und Buchcover. Super! Zusammen mit einer Buchbesprechung erschien das Interview zudem auf einer ganzen im Straubinger Tagblatt/Landshuter Zeitung. An diesem Wochenende schnellte mein Buch „Familiengeschichte schreiben für Dummies“ auf Platz 12 im Bereich „Journalismus“ (Bücher).
Auch „ToGO Berlin“ berichtete darüber und fragte:
„Was macht Familie in der heutigen Zeit aus?“ Meine Antwort: „Der Wert einer Familie besteht auch heute noch darin, als System zusammenzuhalten. Wärme, Nähe und Geborgenheit zu erfahren, ist für jedes Kind wichtig, genauso wie stabile Bindungen und feste Bezugspersonen zu haben. Das ist in einer kleinen Familie genauso wie in einer großen. Die Mehrheit junger Menschen wünscht sich, selbst eine Familie zu gründen, ein „Netzwerk“ zu bilden, das zusammenhält, das sich gegenseitig unterstützt, einen Raum zu schaffen, in dem es ganz selbstverständlich ist, füreinander da zu sein, zu lieben und geliebt zu werden.“
Die eigene Lebensgeschichte zu bilanzieren und wie es gelingt, sich der guten Zeiten zu erinnern, darum ging es im Gespräch mit der Chrismon-Redakteurin, Christine Holch. Dabei war es mir besonders wichtig, zu verdeutlichen, dass sich autobiografisches Schreiben leicht und freudig gestalten kann, auch wenn nicht alle Erinnerungen beschwingend sind. Vor dem Interview sind Berichte zweier Menschen abgedruckt, die sich ihrer Vergangenheit stellten. Ich gebe im Chrismon-Interview Tipps, wie es gelingt, sich auch an Gutes im Leben zu erinnern.
Seminare, Kurse und Online-Meetings
Die neue Zeit hat auch mich durcheinandergewirbelt. Anstatt zu Biografie-Gesprächen, Schreibcoachings oder Seminaren mit dem Auto zu fahren, fanden nahezu alle Termine am Schreibtisch online statt. Das online Arbeiten ist ein Segen. Noch nie konnte ich mit so vielen Kundinnen und Kunden in Kontakt bleiben, die weiter weg leben, ohne zu reisen. Auch ich selbst konnte die eine oder andere Fortbildung besuchen oder einen Vortrag hören, den ich verpasst hätte, weil die Distanz zu groß gewesen wäre.
Auch der Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen beim „Biographiezentrum“ oder bei „LebensMutig e.V.„, bei Netzwerk- oder Mitgliedertreffen, ermöglichte online das Zuschalten von Nord und Süd, von Ost und West. In den Seminaren konnte ich Menschen aus ganz Deutschland, aus der Schweiz, aus Österreich oder Ungarn bis nach Israel begrüßen. Das ist wirklich toll, wie sehr sich Raum und Grenzen auflösen, und dadurch Begegnungen und Zusammenarbeit unkompliziert möglich wird. Nichtdestotrotz freue ich mich darauf, wenn wir hoffentlich im Frühjahr, spätestens im Sommer real zusammenkommen können.
In diesem Jahr startete der fünfte Durchgang der Intensiv-Seminarreihe „Autobiografisches Schreiben“ an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz im Bereich Studieren 50 Plus (Kunst- und Literaturwissenschaft – Philosophie – Musik). Jeweils vier Semester umfasst ein Durchgang. Von der Kindheit bis zu den späten Jahren beziehungsweise der Gegenwart blicken wir gemeinsam im Leben zurück, schreiben über die wichtigsten Menschen, Ereignisse, Ort und reflektieren Entscheidungen, Wege und Veränderungen. Am Ende können die Teilnehmenden sich noch notwendiges Know how aneignen, um ihr Manuskript zu gestalten, bevor die Lebensgeschichte als E-Book oder Buch für die Familie oder auch eine größere Öffentlichkeit gedruckt wird. Die begrenzte Teilnehmerzahl von 15 ermöglicht ein intensives Arbeiten. Jeder Durchgang ist ein wenig anders, aber jedes Mal ist es für mich sehr beeindruckend, die Schreibenden zu begleiten und wahrzunehmen, wie sich der persönliche Stil verfeinert, und ganz individuelle Lebensstrukturen erkennbar werden.
Mit kreativen Schreibmethoden konnten die Teilnehmerinnen des Online-Kurses für Frauen für das Nachbarschaftszentrum Ginnheim e.V. Abstand vom Alltag gewinnen. Spielerisch flossen die Worte aufs Papier, formulierten sich zu Geschichten, die über ihr Leben oder ihre Träume erzählen. Ähnlich wie beim Meditativen Schreiben, was ich seit zehn Jahren im Zentrum für neues und altes Wissen und Handeln e.V. durchführe, ermöglichen die Übungen und Impulse mit der eigenen, inneren Stimme in Kontakt zu kommen. Ob als Medium zur Selbstreflexion oder als Anregung für Schreibprojekte, die Texte die dabei entstehen, sind von tiefer Qualität und bleiben lange im Bewusstsein.
Bei der Volkshochschule Frankfurt arbeite ich seit 2010 im Bereich „Aktiv im Alter“. Die Kurse und Tagesseminare zu autobiografischem Schreiben, Familiengeschichten schreiben werden zunehmend auch von jüngeren Teilnehmenden besucht. Wer viel erlebt hat, eine Lebensphase schreibend für sich abschließen möchte oder Erinnerungen an Familienmitglieder festhalten möchte, findet oft schon früher Zeit und Raum, sich mit einem Rückblick zu beschäftigen. Auch mit Teilnehmerinnen der Budge-Stiftung blickten wir auf Familiengeschichten zurück. Dabei entstanden kürzere und auch längere Texte zu Familienmitgliedern aus verschiedenen Generationen, nahestehenden oder entfernteren Verwandten. Es ist immer wieder berührend, zu hören, wie beim Vorlesen der Texte die Erinnerungen aller anderen Teilnehmerinnen erneut aktiviert werden, weil Ähnliches erlebt wurde oder die Zeitgeschichte erwacht. Leider konnte auch in diesem Jahr die geplante Lesung zum 100-jährigen Jubiläum der Henry und Emma Budge-Stiftung im Jahr 2020 nicht stattfinden, da Corona erneut Zugangsbeschränkungen in der Seniorenwohnanlage und Pflegezentrum notwendig machten. Trotzdem freuten sich die Damen, dass unter hohen Auflagen die monatlich stattfindende Schreibwerkstatt wieder in Präsenz abgehalten werden konnte. Nun steuern wir für 2022 die Lesung mit den Erinnerungstexten an.
Zurück in meine Kraft – in die Weite und die Tiefe
Die virtuellen Räumen, die so leicht besucht werden können, brauchen reale Welten zum Ausgleich. Meine Augen freuen sich immer, vom blauen Licht des Bildschirms in das helle Tageslicht zu wechseln, anstatt Pixel aufgelöste Bilder zu sehen, in das Grün von Gras und Blättern zu blicken. Ich weiß noch, wie dieses Jahr die Birke, die vor dem Haus stand, gefällt wurde, weil zu viele Äste morsch waren. Jahre lang hatte ich auf der Birke Eichhörnchen, ein Taubenpärchen, Eichelhäher, Buntspechte und Krähen beobachten können, wenn ich zwischendurch meinen Augen Erholung schenken wollte. Puh, dachte ich an dem Tag, während die Kettensägen heulten, wohin soll ich denn nun schauen. Mittlerweile entspannt mein Blick auf der dahinterliegenden Hecke und an hellen Tagen auch im Himmel.
Wann immer ich konnte, erdete ich mich beim Spazierengehen oder Wandern, beim Pflanzen von Kräutern und Blumen, entschleunigte beim Meditieren und Musik hören. Eine Woche der Stille zum Innehalten mit Yoga, bereichernden Vorträgen und Meditation füllte meine Reservoirs nachhaltig auf und ließ mich wieder achtsamer werden für das, was im Alltag immer mal zu vernebeln drohte. Einmal mehr spürte ich, dass es mir darauf ankommt, meinen Blick zu weiten und gleichsam auch zu vertiefen.
So wie ich gerne mit der Hand schreibe, skizziere ich neue Ideen oder Eindrücke zwischendurch gerne mit Farbstiften. Vor allem, wenn ich viel Neues zu verarbeiten habe, hilft es mir zu scribbeln, zu schraffieren oder farbig zu zeichnen, um Impulse und Gedanken abzubilden. Die Skizzen vermitteln mir zu einem späteren Zeitpunkt stets, was mir im Moment des Zeichnens wichtig gewesen war. Viel schneller kann ich auf dem Bild mit einem Blick erfassen, um was es geht und ging.
Von spiritueller Biografiearbeit und einer gut gefüllten Schatztruhe
Meine langjährige Zusammenarbeit mit Barbara Hedtmann, Evangelischer Regionalverband Frankfurt am Main und Offenbach, Koordinationsstelle Erwachsenenbildung und Seniorenarbeit, ist Ende 2021 ausgelaufen. Warum? Weil Barbara Hedtmann in eine neue, spannende Lebensphase wechselt – in ihren Ruhestand. Mehr als zehn Jahre beschäftigten wir uns mit der Frage, welche Rolle der Glaube für hochaltrige, für ältere und auch junge Menschen spielt, wenn es darum geht, schwierige Lebenssituationen zu meistern. In Seniorengruppen, auf Studien- und Fachtagen, in Seminaren zu Biografiearbeit haben wir dieses Thema von vielen Seiten betrachtet und eine große Anzahl von Stimmen festgehalten.
Ich erinnere mich noch, wie wir das erste Mal in ihrem Büro zusammensaßen und wir spürten, das passt und wir werden uns wunderbar ergänzen: Sie hatte den persönlichen Kontakt zu den Seniorenkreisen evangelischer Kirchengemeinden, Gruppen von zehn bis 50 Teilnehmenden, ich den Methodenkoffer, um mit den alten Menschen biografisch zu arbeiten. Biografiearbeit mit Glaubensschätzen: Imaginative Reisen führten uns in den Zweiten Weltkrieg, zu Jugend- und Konfirmationszeiten, Liedtexte, Psalmen und Gebetszeilen regten Erinnerungen an die Kraft religiöser Praktiken bei der Bewältigung der Herausforderungen des Lebens an und kreative Schreibmethoden konnten Erfahrungsschätze aufs Papier bringen. Das Methodeninstrumentarium vermittelten wir darauf aufbauend in Fortbildungen an ehrenamtlich und hauptamtliche Mitarbeiter in der Erwachsenenbildung über die Landesgrenzen hinaus. Unseren Blick weiteten wir im Generationendialog von goldenen und jungen Konfirmanden und auch bei Konfitagen mit der Jugendkirche in Frankfurt. Das spirituelle Biografiearbeit auch hilft, sich existentiellen Lebensfragen wie „Sterben – Tod – Ewigkeit“ zu stellen, war eine tiefgehende Erfahrung.
Gerne denke ich zudem an die sieben Studientage „Spiritualität und Alter“ zurück, die wir im Frankfurter Diakonissenhaus veranstalteten. Geplant und durchgeführt mit einem Team von PfarrerInnen, AltenseelsorgerInnen und ErwachsenenbildnerInnen. Dabei beschäftigte uns, ob und wie Spiritualität im Alter als Ressource erlebt wird, welche spirituellen Praktiken helfen beim Alt werden und Altsein, welche Bedeutung Spiritualität in psychischen Grenzsituationen hat und wo die jungen Alten, die Wirtschaftswunderkinder, ihre spirituellen Zugänge suchten und wie sie diese für ihren Übergang in die nachberufliche Zeit erlebten.
Ebenso spannend war die Zusammenarbeit für die Fachtage Ehrenamtliche Besuchsdienstarbeit, wo die Fachvorträge sich mit „Melancholie und Traurigkeit“, der „Dynamik von Familien- und Beziehungskonstellationen“ oder auch dem „Lebenswille und Sterbenswünsche “ bei Besuchen in Altenheimen und in der Seelsorge auseinandersetzten. Mit Biografiarbeit und kreativem Schreiben konnte ich in einem der verschiedenen Workshops das im Vortrag erfahrene Wissen mit den Teilnehmenden vertiefen und verfestigen.
Dieses Jahr nun fand ihre Aussegnung statt, sehr feierlich, und ich blicke dankbar auf diese Zusammenarbeit zurück.
Das Thema Glück & Glücksgeschichten
Bereits in 2020 war „Glück“ das ausgeschriebene Thema von LebensMutig e.V. Viele Seminare und Veranstaltungen fanden in Deutschland, in der Schweiz und in Österreich statt, die Glück in unterschiedlichen Facetten in den Fokus der Biografiearbeit stellten. Zum Jubiläumsjahr veranstaltete LebensMutig e.V. einen Forumstag rund ums Glück. Wussten Sie, dass „Glück“ mittlerweile Unterrichtsfach an manchen Schulen ist, dass man beeinflussen kann, wie viel Glück im Leben erlebbar wird und das alleine das Beschäftigen mit glücklichen Lebensmomenten, einen gleich viel freudiger werden lässt? Die Glücksforschung hält zahlreiche Erkenntnisse bereit, die Biografiearbeit wunderbar ergänzen können.
Passend dazu habe ich dieses Jahr im Auftrag des Arbeiter-Samariter-Bund, Regionalverband Westhessen, begonnen „GlücksschreiberInnen“ auszubilden. Als Ehrenamtliche besuchen sie sogenannte „Glückserzählende“ und nehmen deren Erinnerungen an besonders glückliche Lebensmomente auf. Dabei erhalten auch die nicht so glücklichen Erinnerungen Raum, denn ein Bewusstsein von Glück wird in der Erinnerung umso stärker empfunden, wenn auch andere fordernde Lebensbegebenheiten bewusst erinnert werden. Zur Zeit wird noch fleißig geschrieben. Im nächsten Jahr können sich mehrere ältere Damen und Herren auf ein Buch mit ihren ganz persönlichen „Glücksgeschichten“ freuen.
Was sonst noch war…
Schreiben, unterrichten, coachen … Planen, arbeiten, fertigstellen … Entspannen, kreativ sein, neue Impulse aufnehmen …
Da die Phase, in denen dieses Jahr relativ unbekümmert Veranstaltungen in Innenräumen besucht werden konnten, relativ kurz war, sind mir die Veranstaltungen in besonderer Erinnerung, die ich wahrnehmen konnte. Nach dem mehrmonatigen Lockdown im Mai 2021 brauchte ich noch etwas Zeit, um mich daran zu gewöhnen, außer zum Einkaufen oder im privaten Rahmen mit mehreren Menschen in der Öffentlichkeit unterwegs zu sein. Endlich konnte ich wieder in ein Museum gehen. Die Ausstellung PAULA MODERSOHN-BECKER faszinierte mich sehr. Ihr Blick auf die Menschen und ihre künstlerische Umsetzung – unkonventionell und facettenreich. Ob in Farbe oder als Skizze, immer fragte ich mich beim Betrachten ihrer Kunstwerke, wohin oder was die Figuren schauen. Die Künstlerin reduzierte und suchte dabei abzubilden, was das Charakteristische des Darzustellenden ist, das Allgemeingültige. Eine Suche, nach sich selbst, nach dem Wesentlichen auch im anderen. Aber auch ihre Naturdarstellungen, die Weite, das Licht, erscheinen mir, als hätte sie zwischen die Welten geschaut und mehr wiedergegeben, als man mit dem gewöhnlichen Blick wahrzunehmen vermag. „Mond über Landschaft“ heißt ein Gemälde, das Himmel, Mond, Feld und Bäume abbildet, einfach, elementar, episch, in dem, was vom Wesen hinter dem Motiv liegt. Ein Bild, das in mir nachwirkt.
Wenig Kultur in real war möglich. Aber das, was ich besuchen konnte, ist mir damit umso lebendiger in Erinnerungen geblieben.
Ach ja, und bei den „90 Impulskarten Biografiearbeit„, herausgegeben von Susanne Hölzl und Birgit Lattschar, die ressourcenorientierte und ermutigende Impulse für die Praxis bieten, konnte ich auch eine Karte „Im Fluss“ einbringen (Beltz Juventa Verlag, Weinheim 2021).
Mein Ziel war es 2021, meinen Work-Life-Flow zu optimieren, Zeit für neue Projekte zu schaffen und für kreative, erholsame Pausen, für Kultur, Natur und Begegnung. Gerne schaue ich auf dieses Jahr zurück, bin dankbar für Vieles, was mir geschenkt wurde und auch dankbar, dass ich an manch einer Herausforderung wachsen durfte.
Mein Jahresrückblick 2021 wurde impulsiert von Judith Peters, Sympatexter. Vielen Dank dafür!