Suche

Schreibatelier Frölich

Michaela Frölich - Publizistin M.A.

7 Gründe eine Biografie zu schreiben

Was sind die Motive, die eigene Biografie zu schreiben oder von einem professionell Schreibenden verfassen zu lassen? Verschiedene Bedürfnisse kommen in dem Wunsch zusammen, das eigene Leben in Worten festzuhalten. In diesem Beitrag erläutere ich die sieben wichtigsten Gründe, warum Menschen ihre Geschichte erzählen und aufschreiben lassen oder selbst schreiben, anschließend lektorieren sowie als Buch setzen und drucken lassen …


 

  • Erinnerungen bewahren
  • Zeitzeugenarbeit
  • Bekanntheit und Prestige
  • Wissen und Erfahrungen weitergeben
  • Selbstwahrnehmung und Selbstvergewisserung
  • Lebensbilanz
  • Vergangenheitsbewältigung
  1. Erinnerungen bewahren

Eine der vorrangigen Motive, eine Autobiografie zu verfassen oder eine Biografie schreiben zu lassen, ist es, Erinnerungen vor dem Vergessen zu bewahren – für die Familie, für nachfolgende Generationen oder auch für sich selbst.

Einzelne Anekdoten aus unserem Leben haben wir bereits erzählt, in der Familie, im Freundes- oder Bekanntenkreis. Manche Geschichten haben wir oft und allen erzählt, andere vertrauten wir nur Einzelnen an, in besonderen Lebenssituationen, um dem anderen Mut zu machen oder zu erklären, warum sich dies oder jenes so oder so entwickelte. Aber wer kennt schon unsere ganze Geschichte und unsere Sicht darauf? Wer weiß über die Hintergründe Bescheid, warum wir uns in die eine oder andere Richtung entschieden, den einen oder anderen Weg gewählt hatten? Wäre es da nicht beruhigend, die wesentlichen Ereignisse schriftlich festgehalten zu haben, etwas in den Händen zu halten, was über uns erzählt, ein Buch über unsere Lebensgeschichte aus der eigenen Sicht?

Es gibt die großartigen Momente im Leben, die es wert sind, aufgeschrieben zu werden. Sie schenken Freude beim Lesen, Schönes kann noch einmal erlebt und im Inneren bewahrt werden. Und auch die Ereignisse und Lebensphasen, die gemeistert werden mussten, die schwierig waren, sind wichtig, festgehalten zu werden. Denn auch sie dokumentieren, wie wir zu dem geworden sind, wer wir heute sind. Zeigt sich doch beim näheren Hinsehen – wenn wir darüber erzählen oder schreiben – wer oder was half in dieser Zeit, wer oder was unterstützte, die Talsohle wieder zu verlassen.

Auch die Sorge, sich später nicht mehr erinnern zu können, gehört in diesen Themenbereich hinein. Eine Kundin sprach ihre Vorsorge ganz deutlich aus: „Solange ich mich noch erinnern kann, möchte ich so viel wie möglich aufschreiben. Dann kann mir jemand später aus meinem Leben vorlesen, falls ich an Demenz erkranken sollte.“

Immer wieder erlebe ich zudem, dass mich Söhne oder Töchter beauftragen, die Geschichte der Mutter oder des Vaters aufzuschreiben. Sie wollen mehr über ihre Wurzeln erfahren und wissen, wie sich das Leben der Eltern und der Großeltern gestaltet hatte.

  1. Zeitzeugenarbeit

Als Zeitzeuge über historische Ereignisse oder Zeitphänomene zu berichten und damit auch die eigene Sicht darstellen können, ist für die Generationen von großer Bedeutung, die durch weltbewegende und / oder gesellschaftsbeeinflussende Ereignisse berührt wurden: zum Beispiel Flucht oder Vertreibung, Gewalt und Krieg, politische Macht oder Umsturz, institutionelle Missbrauchsvorfälle. Das Beschreiben des persönlichen Erlebens gibt Einblicke in komplexe Vorkommnisse und stellt mögliche Zusammenhänge aus individueller Sicht dar. Dabei können nicht nur Opfer und Betroffene zu Wort kommen, auch „Zeugen“ und Beteiligte geben Auskunft über individuelles Erleben in historischen, gesellschaftlichen oder institutionellen Vorkommnissen und die Entwicklung auf Einzelschicksale. Zeitzeugenarbeit ist bedeutsam, weil es das Sprachvermögen stärkt und sich über das Erzählen verschiedene Perspektiven auf Geschichte öffnen.

  1. Bekanntheit und Prestige

Menschen, die bereits in der Öffentlichkeit stehen, lassen ihre Biografie verfassen, um ihre Rolle in der Gesellschaft und ihrem Wirkungsfeld darzustellen. Unternehmer, Politiker, Künstler oder Musiker sind Beispiele von Berufsgruppen, die mit einer Biografie ihr Ansehen erhöhen, ihr Image profilieren und / oder ihre Visionen einem großen Publikum darlegen möchten. Handelt es sich um Prominente werden diese Biografien von Verlagen herausgegeben und über die Medien bekannt gemacht. Das verschafft Prestige.

  1. Wissen und Erfahrungen weitergeben

Haben Personen spezielles Wissen erworben oder Lebenserfahrungen gewonnen, die zu einzigartigem Erfolg führten oder eine Niederlage positiv überwinden ließen– in der Gesellschaft, im Beruf oder in der Familie sowie in ganz unterschiedlichen Themenbereichen Armut und Reichtum, Gesundheit und Krankheit, Glück und Unglück, Liebe und Trennung – dann sprechen sie gerne darüber und werden dazu auch befragt. Ebenso bietet das Leben in einer anderen Kultur, fremden Welten oder außergewöhnlichen Umständen facettenreichen Stoff, um erzählt zu werden. Es sind die Erlebnisse, die den Einzelnen sehr berührten, die ihn und seine Weltsicht veränderten, worüber sie und anschließend die Leser staunen und / oder nachdenken können. Sie spüren, dass dieses Wissen und diese Erfahrungen, auch für andere bedeutsam sein können.

  1. Selbstwahrnehmung und Selbstvergewisserung

Menschen, die über ihr Leben schreiben oder darüber erzählen, haben den Wunsch, sich selbst wahrzunehmen und sich ihrer selbst zu vergewissern. Vorläufer einer Biografie sind Tagebuchschreiben, Jahresrückblicke oder autobiografische Skizzen. Beim Schreiben alleine für sich selbst oder in der Gruppe Gleichgesinnter, autodidaktisch oder unter Anleitung, bietet das Schreiben über das eigene Leben, einen Weg, sich selbst näherzukommen, sich selbst zu erkennen.

  1. Lebensbilanz

Der Wunsch, vergangene Lebensereignisse zu ordnen, taucht regelmäßig im Bewusstsein auf. Meistens dann, wenn Veränderungen anstehen oder bereits stattfanden. Wenn das Leben in Schieflage geriet, eine freiwillige Pause eingelegt wird oder unfreiwillig werden musste. Dann beginnen Menschen zu überlegen, was war gut und was war nicht so gut. Auch wenn das Berufsende naht oder zu Beginn der nachberuflichen Phase nutzen viele die neue gewonnene Freiheit, Bilanz zu ziehen. Dabei kommen sie auch mit der Sinnfrage in Berührung: Wofür lebe ich? Was ist mir wichtig? Wonach strebe ich (noch)?

Menschen, deren Motiv die Erarbeitung einer Lebensbilanz ist, schreiben erstmal für sich selbst. Sie entscheiden sich erst zu einem späteren Zeitpunkt dazu, wenn Sie das Geschriebene mehrfach bearbeitet haben, ihr Manuskript als (Auto)-Biografie auch anderen zugänglich zu machen.

  1. Vergangenheitsbewältigung

In vielen Leben gibt es Ereignisse, die auch zig Jahre danach noch Kopfschütteln hervorrufen oder die Frage nach dem „Warum“ auslösen. Vielleicht rückten diese eine Zeit lang in den Hintergrund, verloren vorübergehend einen bewussten Einfluss auf das jeweilige Leben. Es gab einfach Wichtigeres, was die Aufmerksamkeit benötigte. Doch dann geschieht etwas, was an Vergangenem rührt. Dann hilft es, sich nochmals damit auseinanderzusetzen, bei Bedarf auch mit professioneller Unterstützung. Es geht darum, sich mit einem Schmerz oder Schicksalhaftem auszusöhnen. Das kann bedeuten, einem Menschen oder dem Leben als solchem zu vergeben. Dabei hilf es, zu akzeptieren, dass die Vergangenheit nicht geändert werden kann, nur der Blick darauf und die Einstellung dazu.

Ein Kursteilnehmer sagte einmal zu mir: „Wissen Sie …, ich bin hier, weil ich die Gespenster, die nachts an meinem Bett stehen, loswerden möchte. Bei einem ist es mir schon gelungen – als ich die Geschichte vom Tag meiner Trennung aufgeschrieben hatte, konnte ich danach das erste Mal seit langer Zeit wieder gut schlafen!“

Jedes Leben ist einzigartig und wert, in der Erinnerung bewahrt zu werden. Mit einer Biografie als Buch schaffen Sie einen Rahmen, den Sie individuell gestaltet können und einen bleibenden Wert darstellt.